Familienzeit im Tiergarten Nürnberg

Dank einer großzügigen Spende vom Evangelischen Siedlungswerk konnte vergangene Woche ein ganz besonderer Ausflug für Familien aus den verschiedenen Bereichen des Treffpunkt e.V. organisiert werden. Die Spende wurde verwendet, um die Eintritte und die Verpflegung der Teilnehmer*innen zu finanzieren.

Der Ausflug führte insgesamt sieben Familien in den Tiergarten Nürnberg, die dort eine Auszeit vom Alltag genießen konnten. Für die Familien, die oft von finanziellen Nöten, emotionaler Belastung und den Herausforderungen des Lebens geprägt sind, bot der Tag im Grünen eine willkommene Erholung. Besonders schön dabei war auch die Begegnung untereinander: Noch fremde Kinder haben sich ganz schnell kennengelernt und die Mütter hatten somit untereinander Zeit, sich auszutauschen.

„Wir möchten den Teilnehmer*innen die Möglichkeit geben, gemeinsam mit ihren Kindern eine schöne Erinnerung zu schaffen“, so Susanne Lauer, Organisatorin des Ausfluges vom Treffpunkt e.V. Der Ausflug soll nicht nur als Erholung dienen, sondern auch den Zusammenhalt und die Freude innerhalb der Familien stärken. Der Tiergarten Nürnberg bietet dabei die perfekte Kulisse für einen entspannten Tag im Grünen. Ein besonderes Highlight waren die Löwen, sowie das Toben auf dem Spielplatz. Auch unser Maskottchen „Juki“ hat sich über seine Zebra-Familie im Tiergarten gefreut. Am Ende des Tages gab es für alle noch ein Eis zur Erfrischung.

Starkes Engagement für soziale Verantwortung

ESW Evangelisches SiedlungswerkDas ESW – Evangelisches Siedlungswerk – fördert im Rahmen seines Engagements zahlreiche Projekte und Initiativen. Zum 75-jährigen Jubiläum möchte das Unternehmen seinen Auftrag, einen sozialen Mehrwert zu schaffen, noch intensiver verfolgen. Als Wohnungsbauunternehmen, das erschwinglichen Wohnraum für breite Bevölkerungsschichten bereitstellt, möchte sich das ESW aktiv engagieren und Projektträger, wie den Treffpunkt e.V., finanziell unterstützen.

Wir danken dem Evangelischen Siedungswerk nochmals herzlich für die großzügige Unterstützung, durch die wir den Familien einen Moment Entspannung schenken durften.

Kooperation von RESPEKT! und Polizei Mittelfranken

Die Polizei Mittelfranken geht eine wegweisende Kooperation mit RESPEKT! ein – einem sozialen Trainingsprogramm für Täter*innen, das Menschen hilft, Konflikte ohne Gewalt zu lösen. Ziel dieser Zusammenarbeit ist es, gewaltausübende Menschen frühzeitig zu erreichen, um ihnen eine nachhaltige Veränderung ihres Verhaltens zu ermöglichen. Genau hier setzt die Zusammenarbeit an: Durch den Pro-Aktiven Ansatz sollen gewaltausübende Personen schnell erreicht werden, um nachhaltige Veränderungsprozesse anzustoßen.

Kooperation von RESPEKT! und Polizei Mittelfranken

v.l.n.r.: Sandra Boßert (Beauftragte der Polizei für Kriminalitätsopfer), Sylvia Vogt (Vorstand, Treffpunkt e. V.), Adolf Blöchl (Polizeipräsident), Björn Bracher (Stadtmission Nürnberg e. V.), Susanne Scharch, Jan Pliszewski (beide RESPEKT!)

Im Rahmen der Kooperation erhält der Täter direkt von der Polizei Mittelfranken eine Broschüre zum Programm RESPEKT! ausgehändigt. Zusätzlich hat er die Möglichkeit, einer Kontaktaufnahme durch die Verantwortlichen von RESPEKT! zuzustimmen. So können sie den Täter zu einem späteren Zeitpunkt erreichen – selbst dann, wenn seine Tat und das Programm längst nicht mehr in seinem Bewusstsein sind.

RESPEKT! – Ein strukturiertes Programm für Täterarbeit

Seit über fünf Jahren bietet RESPEKT! Täter*innen gezielte Unterstützung, um ihr Verhalten grundlegend zu verändern. In Zusammenarbeit mit Treffpunkt e.V. und der Stadtmission Nürnberg e.V. erhalten die Teilnehmenden Strategien und Notfallpläne für gewaltfreie Konfliktbewältigung. Ziel ist es, PartnerInnen, Kinder und andere Betroffene nachhaltig zu schützen.

Männer nehmen an 25 Gruppenterminen mit bis zu 8 Teilnehmern teil, während Frauen in Einzelsitzungen betreut werden – bislang sind weibliche Teilnehmerinnen in der Minderheit.

Verantwortung übernehmen, Veränderung wagen

„Bei RESPEKT! kann jeder teilnehmen, der bereit ist, Verantwortung für sein Verhalten zu übernehmen und sich aktiv verändern zu wollen. Eine entscheidende Voraussetzung ist die Einsicht: ‚Ja, ich habe Gewalt ausgeübt. ‘ Wer diese Erkenntnis annimmt, kann im Rahmen des Programms neue Wege der Konfliktlösung erlernen und festigen“, erklärt Susanne Scharch, Verantwortliche Programms bei Treffpunkt e.V.

Hohe Einsatzzahlen zeigen Handlungsbedarf

Allein in der Region Mittelfranken gibt es jährlich rund 4.000 Einsätze aufgrund häuslicher Gewalt. Die Kooperation mit der Polizei Mittelfranken soll dazu beitragen, diese alarmierende Zahl zu senken und langfristig Gewalt in Beziehungen und Familien zu verhindern. Mit dem Täterprogramm werden Betroffene nachhaltig geschützt und Tätern neue Wege aufgezeigt, um Konflikte ohne Gewalt zu lösen.

Die neue Kooperation setzt damit ein starkes Zeichen für Prävention und Verantwortung – und gibt Hoffnung auf eine Zukunft mit weniger Gewalt.

Hilde Kugler

Nach über 30 Jahren an der Spitze des Vereins gibt Hilde Kugler den Staffelstab weiter: Zum 31.12.2024 verabschiedete sie sich aus der Geschäftsführung, um zum 01.01.2025 die Leitung in die Hände von Sylvia Vogt und Michael Nitsch zu legen. Seit der Bekanntgabe im Jahr 2023 wurde die Übergabe intensiv vorbereitet, um einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten.

Ein Blick zurück – Pionierarbeit mit Herz und Weitblick

Die Menschen in schwierigen Lebenssituationen – oft gefangen zwischen verschiedenen Systemen – lagen Hilde Kugler stets am Herzen. 1991 gründete sie 1991 den Treffpunkt e.V. und setzte sich seither für innovative Lösungen ein. Die erste Initiative war die Beratungsstelle für Angehörige von Inhaftierten, die ein Jahr später mit der ersten fest angestellten Mitarbeiterin erweitert wurde.

Im Jahr 2000 erkannte die Stadt Nürnberg das große Potenzial des Treffpunkt e.V. und übertrug ihm verantwortungsvolle Aufgaben in der Arbeit mit jugendlichen Straftätern und Beschuldigten, darunter die Umsetzung von gerichtlichen Arbeitsweisungen (KogA) und des Täter-Opfer-Ausgleichs (TOA). Hilde Kugler verstand es stets, neue Wege zu gehen und bestehende Strukturen weiterzuentwickeln, um den Menschen bestmöglich zu helfen.

2003 wurde auf Initiative des Vereins die Fachstelle zur Vermittlung gemeinnütziger Arbeit (FagA) gegründet. Die hohe Effektivität der KogA überzeugte nicht nur Jugendrichter, sondern auch die Staatsanwaltschaft, sodass die Vermittlungsstelle für gemeinnützige Arbeit bei Geldstrafenschuldnern ebenfalls beim Treffpunkt e.V. angesiedelt wurde. Diese Erfolge sind maßgeblich auf die Weitsicht und das unermüdliche Engagement von Hilde Kugler zurückzuführen.

2018 initiierte sie das Projekt Kinder von Inhaftierten. Derzeit begleitet sie hier den Aufbau landesweiter Strukturentwicklungsprojekte zwischen Jugendhilfe und Justiz in sechs Bundesländern. Obwohl sie die Geschäftsführung nun abgibt, bleibt sie dem Treffpunkt e.V., der mittlerweile knapp 40 Mitarbeitende zählt, erhalten und widmet sich in den kommenden Jahren mit voller Kraft der Bundesinitiative Kinder von Inhaftieren.

 

Ein Blick nach vorn – Bewährte Kompetenz, neue Impulse

Hilde Kugler, Sylvia Vogt, Michael Nitsch

Hilde Kugler übergibt die Geschäftsleitung des Treffpunkt e.V. an Sylvia Vogt und Michael Nitsch

Mit Sylvia Vogt und Michael Nitsch übernehmen zwei langjährige und erfahrene Mitarbeiter*innen des Treffpunkt e.V. die Geschäftsleitung.

Sylvia Vogt, die seit 2006 Teil des Vereins ist, durchlief nahezu alle Abteilungen und bringt daher ein tiefgehendes Verständnis für die verschiedenen Arbeitsbereiche mit. Ihre umfassende Erfahrung verleiht ihr einen ganzheitlichen Blick auf die internen Strukturen, den sie mit einem Gespür für Innovation und Weiterentwicklung kombiniert.

Michael Nitsch ist seit 2008 im Verein tätig und bringt umfassende Erfahrung in der Arbeit mit straffällig gewordenen Menschen mit. In den vergangenen Jahren leitete er die Treffpunkt Akademie, wo er Bildungsangebote und Fortbildungen für Fachkräfte konzipierte und etablierte. Mit seinem breiten Erfahrungsschatz steht er für innovative Ideen und zukunftsorientierte Konzepte.

Eine Übergabe mit Herz und Dankbarkeit

Zum Abschied von Hilde Kugler fand Ende Januar ein besonderes Übergabefest statt. Viele Wegbegleiter kamen zusammen, um ihre Wertschätzung auszudrücken und sich für ihr jahrzehntelanges Engagement zu bedanken. In bewegenden Reden und persönlichen Gesprächen wurden ihre 34 Jahre voller Herzblut gewürdigt. Besonders ihre Entschlossenheit und ihr fundiertes Argumentieren, mit denen sie den Verein nachhaltig geprägt hat, standen im Mittelpunkt.

Wir danken Hilde Kugler für ihr ausdauerndes Engagement und freuen uns auf die kommende Zeit mit unserer neuen Geschäftsführung, die mit Erfahrung, Leidenschaft und frischen Ideen den Staffelstab weiterträgt!

Die Vater-Kind-Gruppe in der JVA Nürnberg feiert ihr 20-jähriges Bestehen! Stephanie Schmidt und Beate Wölfel berichten im Interview über die bewegte Geschichte der Vater-Kind-Gruppe, die inhaftierten Vätern ermöglicht, trotz Haft aktiv in der Erziehung ihrer Kinder mitzuwirken. Von rührenden Wiedersehen bis hin zu organisatorischen Herausforderungen – das Projekt zeigt, wie Vertrauen und eine enge Zusammenarbeit mit der JVA Nürnberg zum Erfolg führen. Zudem blicken sie auf spannende Zukunftsideen.

Herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum! Könnt ihr uns einen Einblick in die Geschichte und die Entstehung der Vater-Kind-Gruppe geben?

Stephanie Schmidt und Beate Wölfel im Interview

Beate: Die Vater-Kind-Gruppe war ein Projekt der Beratungsstelle für Angehörige von Inhaftierten im Jahr 2004 und wurde durch die Aktion Mensch gefördert. Hintergrund war, dass wir zwar schon viele Jahre Angehörige von Inhaftierten in allen Fragen rund um die Haft beraten haben, aber festgestellt haben, dass Kinder vom Strafvollzug weitestgehend ausgeschlossen waren. Sie sind aber direkt von der Inhaftierung des Elternteils mitbetroffen! Deswegen wollten wir ein Angebot schaffen, dass die Kinder in den Fokus nimmt und den Bedürfnissen der Kinder und der Beziehung zwischen inhaftierten Vätern und ihren Kindern gerecht wird.

Kannst du genauer erläutern, was genau die Vater-Kind-Gruppe ist?

Beate: Sehr gerne. Die Vater-Kind-Gruppe ist ein Kooperationsangebot zwischen der JVA Nürnberg und dem Treffpunkt e.V. Das heißt, eine Mitarbeiterin von Treffpunkt e.V. und eine Sozialdienstmitarbeiterin der JVA organisieren die Gruppe und führen sie gemeinsam durch. Ziel ist es, die Väter auch während der Haft in ihre Erziehungsverantwortung einzubeziehen sowie die Beziehung zwischen dem inhaftierten Vater und dem Kind zu stärken und aufrecht zu erhalten – gerade auch im Hinblick auf die Zeit nach der Entlassung.

Steph, du führst die Vater-Kind-Gruppe gerade durch. Wie läuft so eine Gruppe typischerweise ab?

Stephanie: Die Gruppe findet alle zwei Wochen immer am Dienstagnachmittag statt. In der Regel werden die Kinder von ihren Müttern oder anderen Angehörigen gebracht und von mir in Empfang genommen. Ich gehe mit den Kindern ohne die Mütter gemeinsam zur Anmeldung am Hoftor rein. Dort gibt es dann eine Sicherheitskontrolle. Die Kinder müssen ihre Ausweise abgeben, gehen durch die Sicherheitsschleuse und werden dabei von mir begleitet. Teilweise gehen die Kinder schon sehr routiniert und selbstverständlich rein, weil sie schon länger dabei sind. Für manche Kinder ist das aber auch noch ein sehr aufregender Moment. Anschließend dauert es nicht lange, bis wir in den Gruppenraum kommen, wo die Väter schon auf ihre Kinder warten. Das ist eine sehr herzliche Begrüßung! In den kommenden zwei Stunden haben die Kinder Gelegenheit, gemeinsam mit ihren Vätern etwas zu basteln, das von uns vorbereitet wurde. Dieses Angebot können sie gerne nutzen, müssen es aber nicht.

Es gibt noch andere Möglichkeiten, sich zu beschäftigen: Die Kinder können mit ihren Vätern diverse Brettspiele spielen, aber auch einfach die Zeit miteinander verbringen und die Möglichkeit nutzen, Körperkontakt zu halten. Dann sitzen die Kinder bei ihren Vätern auf dem Schoß und erzählen von ihrem Alltag, was in der Schule und in der Familie los ist – oder vielleicht auch im Sportverein. Dabei konzentrieren sich Vater und Kind sehr aufeinander und jede Familie hat meist ihren eigenen „Raum“ im Zimmer.

Es läuft eigentlich immer sehr harmonisch ab, weil es eine sehr besondere und konzentrierte Zeit ist – eine sehr kostbare Zeit.

Zum Ende räumen alle gemeinsam auf und dann wird sich verabschiedet. Ich begleite die Kinder wieder nach draußen, wo sie von ihrem anderen Elternteil in Empfang genommen werden.

Parallel zur Vater-Kind-Gruppe haben die Väter einmal im Monat die Gelegenheit, an einer Reflexionsgruppe teilzunehmen. In diesem geschützten Rahmen werden Dinge, die in der Gruppe aufgefallen sind oder Thema waren, aufgenommen, besprochen und reflektiert – alles im Hinblick darauf, wie die Väter noch Anteil am Leben ihrer Kinder haben und ihre Vaterrolle trotz Inhaftierung wahrnehmen können. Dort haben sie die Gelegenheit, über sehr Persönliches zu sprechen, was sie vielleicht sonst innerhalb der JVA nicht tun würden.

Vielen Dank für den Einblick. Welche Herausforderungen habt ihr in den letzten 20 Jahren eurer Arbeit mit dieser Gruppe erlebt?

Beate: Zu Beginn gab es natürlich noch kein solches Vertrauensverhältnis zur JVA Nürnberg wie heute. Wir mussten uns über die Jahre hinweg eine gute Zusammenarbeit mit der Leitung und dem Sozialdienst erarbeiten. Anfangs hat die Arbeit mit Kindern bedenken ausgelöst, heute wissen wir, dass die JVA uns unterstützt und schätzen das sehr.

Ein weiteres, hartnäckiges Problem bleibt das Stigma, das mit der Inhaftierung verbunden ist. Dieses Stigma hat zur Folge, dass die Familien es in aller Regel verheimlichen, dass der Papa, Ehemann, Partner oder Ex-Partner im Gefängnis sind. Die Inhaftierung ist also mit viel Heimlichtuerei verbunden, was es für die Familien oft sehr schwierig macht: Heute sind eigentlich alle betroffenen Mütter berufstätig, das war vor 20 Jahre noch anders. Für die Mütter bedeutet es einen Kraftakt, ihr Kind am Dienstagnachmittag pünktlich um 14 Uhr zur JVA zu bringen. Denn es kann durchaus sein, dass das Kind bis 13:00 Uhr in der Schule ist und die Mutter bis 13:30 Uhr arbeitet. Sie muss es dann irgendwie koordinieren, dass ihr Kind pünktlich vor der JVA ist und es um 16:00 Uhr wieder abholen – vielleicht muss die Mutter sogar zwischendrein noch arbeiten. Ihr Arbeitgeber, vielleicht auch die Schule, weiß aber nichts von der Inhaftierung und dass das Kind zum Gefängnis muss, damit es seinen Vater sehen kann. Ich glaube, das war vor 20 Jahren für die Familien organisatorisch noch ein bisschen einfacher als heute.

Gibt es ein Erlebnis, das euch besonders in Erinnerung geblieben ist?

Stephanie: Ja, es gibt ein Erlebnis, das mir besonders in Erinnerung geblieben ist. Ich begleite einen fünfjährigen Jungen in die Vater-Kind-Gruppe. Nach einem halben Jahr ohne Kontakt – sein Vater war in Untersuchungshaft – war dies sein erster Besuch. Der Junge war deutlich nervös und suchte Halt. Er nahm meine Hand, blieb dicht bei mir, und ich versprach ihm: „Alles wird gut, ich bin da und sorge dafür, dass du deinen Papa gleich siehst.“

Während wir auf dem Weg zur Gruppe waren, hat er mir zugeflüstert: „Ich habe meinen Papa so lange nicht gesehen. Ich weiß noch, wie er aussieht, weil zuhause überall Fotos vom Papa hängen. Aber ich weiß gar nicht mehr, wie Papa riecht, und ich weiß nicht mehr, wie die Stimme von meinem Papa klingt.“

Das fand ich wirklich besonders eindrücklich. Es macht sehr deutlich, mit welchen Themen die Kinder beschäftigt sind und mit welchen Gefühlen sie zu kämpfen haben, wenn ein Elternteil nicht da ist und nicht am Familienleben teilnehmen kann und was die Distanz für so ein Kind bedeutet.

Das war ganz besonders, dass er das mit seinen fünf Jahren so formulieren konnte. Man hat gesehen, wie sehr sie sich bei ihrem ersten Wiedersehen aneinander gefreut haben. Mittlerweile geht der Junge schon relativ routiniert zu seinem Papa. Man merkt ihm auch an, dass er in Folge Unsicherheiten abgelegt hat und es ihm sichtbar guttut, seinen Papa regelmäßig zu sehen. Seine Mutter bestätigt auch, dass er, seit er seinen Vater wieder regelmäßig sehen kann, wieder viel ausgeglichener ist. Es ist deutlich spürbar und erlebbar, dass der Junge von dem Kontakt zu seinem inhaftierten Vater wirklich sehr profitiert.

Wie hat sich die Gruppe im Laufe der Jahre entwickelt?

Beate: Wie bereits erwähnt, ist das Verhältnis zur JVA und zu diesem Angebot im Laufe der Jahre kontinuierlich gewachsen.

So etwas hat man nicht ab dem ersten Tag, sondern so ein Vertrauensverhältnis entwickelt sich durch eine gute Kooperation und dadurch, dass wir uns genau an die Vorgaben der JVA halten, dass wir alle Sicherheitsaspekte berücksichtigen und respektieren.

Es ist mir sehr wichtig zu betonen, dass es ein vehementer Unterschied ist, ob man so ein Angebot außerhalb der JVA, z.B. in einer Jugendhilfeeinrichtung durchführt, oder ob das in einem Gefängnis ist. Dort sind die organisatorischen Abläufe komplett anders.

Beispielsweise muss sich jeder Gefangene erstmal für die Teilnahme bewerben oder falls eine Trennscheibe vorhanden ist, muss zunächst diese entfernt werden dürfen, da er sonst nicht teilnehmen kann. Die Kinder dürfen ihren Vätern nichts mit reinbringen und müssen ihre Sachen vorher einsperren. Die Väter müssen gebracht und anschließend wieder zurückgebracht werden. Ohne die Unterstützung der JVA könnten wir das Angebot also gar nicht durchführen. Es sind sehr viele organisatorische Aspekte und Sicherheitsaspekte zu berücksichtigen, die man nicht hätte, wenn man die Gruppe woanders durchführen würde.

Würdet ihr sagen, dass es ein Erfolgsrezept gibt?

Stephanie: Ein wesentlicher Teil des Erfolgs ist mit der guten Kooperation mit der JVA Nürnberg begründet. Einen ganz besonderen Dank sprechen wir daher der Leitung des Nürnberger Gefängnisses aus, aber auch dem zuständigen Sozialdienst.

Die Organisation der Gruppe teilt sich, wie gesagt, nach „innen“ und „außen“ auf. „Innen“ muss organisiert werden, dass der Gefangene teilnehmen kann – mit allen Sicherheitsaspekten, die so ein Strafvollzug mit sich bringt. Wir kümmern uns im „Außen“ um alles, was mit den Familien zu tun hat. Dieses Zusammenspiel macht es möglich, dass wir die Vater-Kind-Gruppe so zuverlässig, verbindlich und auch schon über eine so lange Zeit durchführen können.

Und zum Schluss: Welche Ziele gibt es für die Zukunft der Vater-Kind-Gruppe?

Stephanie: Wir wünschen uns natürlich, dass dieses Angebot nicht nur dauerhaft bestehen bleibt, sondern dass wir auch die Möglichkeit haben, neue Wege zu gehen oder neue Varianten auszuprobieren.

Zum Beispiel hätte ich die Idee, vielleicht mal eine Sportveranstaltung von Kindern und ihren Vätern in der JVA stattfinden zu lassen. Das ist, wie gesagt, nur so eine Idee. Vielleicht lässt sich das ja eines Tages realisieren.

Denkbar sind natürlich auch noch ganz viele andere Dinge.

Vielen Dank für den Einblick in eure Arbeit!

Am 10. Oktober 2024 hatten die Teilnehmerinnen unserer MUT-Gruppe und ihre Kinder die besondere Gelegenheit, einen erlebnisreichen Tag auf dem Erlebnisbauernhof Drechsler in Almoshof zu verbringen. Dank der großzügigen Spende des Hundetrainernetzwerks Franken konnte dieser Naturausflug, der sowohl den Müttern als auch den Kindern einzigartige Eindrücke bot, realisiert werden.

Ein Tag voller Natur und Entdeckungen

Der Tag startete um 10 Uhr am Erlebnisbauernhof Drechsler in Almoshof. Die Anreise verlief für die 13 Mütter, 13 Kinder und drei Mitarbeiterinnen vom Treffpunkt e.V. problemlos mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Schon beim Eintreffen war die Vorfreude spürbar – alle waren gespannt auf die bevorstehenden Erlebnisse.

Familie Drechsler begrüßte die Gruppe herzlich und begann mit einer spannenden Führung über den Hof. Die Kinder waren sofort begeistert, als sie die vielen Tiere sahen: Schafe, Ziegen, Hasen, Lamas, Pferde und Esel. Besonders faszinierend war der direkte Kontakt zu den Tieren, bei dem die Kinder vieles über deren Haltung und Pflege erfuhren.

Die Führung setzte sich auf dem weitläufigen Hof fort, vorbei an den Wohnungen der Angestellten und hinein in die beeindruckenden Gewächshäuser. Hier baut die Familie Drechsler eine Vielzahl von Gemüsesorten an, darunter Tomaten, Paprika, Gurken und Auberginen. Die Mütter zeigten großes Interesse an den Erläuterungen zum Anbau, stellten viele Fragen und nutzen die Gelegenheit, ihr Wissen über Gemüseanbau und Landwirtschaft zu erweitern.

Butter schütteln und Kutschfahrten: Ein Tag zum Mitmachen

Ein besonderes Highlight des Tages war die Gelegenheit, eigene Butter herzustellen. Die Kinder und Mütter bekamen Schraubgläser mit Schlagsahne und schüttelten diese so lange, bis sich Butter absetzte. Der flüssige Teil wurde abgetrennt und die selbstgemachte Butter durfte dann zusammen mit frischem Brot und Gemüse vom Hof verkostet werden. Ein Genuss, der zeigte, wie einfach und gleichzeitig spannend es sein kann, Lebensmittel selbst herzustellen.

Nach dieser Stärkung wartete schon das nächste Abenteuer: eine Kutschfahrt mit zwei imposanten Kaltblütern. Da die Gruppe groß war, teilte man sich in zwei Gruppen auf und genoss nacheinander die Fahrt über Felder und quer durch Almoshof. Die Kinder waren besonders beeindruckt von der Größe der Pferde, die sie nicht nur bestaunen, sondern auch streicheln konnten. Natürlich wurden viele Fotos gemacht, um diesen besonderen Moment festzuhalten.

Spiel und Spaß zum Ausklang

Nach den Kutschfahrten hatten die Kinder noch ausreichend Zeit, sich auf der Spielfläche auszutoben oder den Streichelzoo noch einmal zu besuchen. Besonders kreativ waren zwei Jungen, die aus Stöcken ein Lagerfeuer nachbauten – natürlich ohne es zu entzünden.

Der Tag fand seinen krönenden Abschluss mit einem gemeinsamen Mittagessen. Geflügelwienerle im Brötchen und Pommes stärkten die Teilnehmer, bevor es langsam Zeit wurde, Abschied vom Hof zu nehmen.

Dankbarkeit für die Unterstützung

Erschöpft, aber glücklich kehrten die Mütter und Kinder von ihrem erlebnisreichen Tag zurück. Ohne die großzügige Spende des Hundetrainernetzwerks Franken wäre dieser besondere Ausflug nicht möglich gewesen. Das Netzwerk, das sich aktiv für soziale Projekte engagiert, hat den Teilnehmer*innen der MUT-Gruppe mit seiner Unterstützung einen unvergesslichen Tag in der Natur ermöglicht. Iris Zimny, Leiterin der MUT-Gruppe, betonte:

„Es war eine wunderbare Gelegenheit, den Müttern und ihren Kindern eine wertvolle Auszeit vom Alltag zu schenken. Solche Erlebnisse sind für unsere Teilnehmerinnen von unschätzbarem Wert.“

Das Hundetrainernetzwerk Franken hat dem Treffpunkt e.V. eine großzügige Spende in Höhe von 1.200 Euro überreicht. Die Spendensumme, die durch eine Reihe kreativer Aktionen der Hundetrainer*innen zusammengetragen wurde, wurde für einen besonderen Naturerlebnis-Ausflug für junge Mütter und ihre Kinder verwendet.

Kreative Spendenaktionen für den guten Zweck

Die Idee zur Spendenaktion entstand bei einem Stammtisch des Netzwerks, bei dem Hundetrainerin Desi vorschlug, hilfsbedürftige Kinder durch verschiedene Veranstaltungen zu unterstützen. Daraufhin organisierten die Hundetrainer*innen über mehrere Monate hinweg unterschiedliche Aktivitäten, bei denen fleißig Spenden gesammelt wurden. Zu den Veranstaltungen zählten:

  • Improvisationswanderung mit Hund: Organisiert von Hundetrainerin Desi („Hundeerziehung mit Herz“) und der Theatergruppe „Jedes Mal anders“. Eine kreative Mischung aus Hundetraining und Improvisationstheater im Fürther Wiesengrund.
  • Treffen von Hundebesitzern & Streunerhilfe: Wolfgang von „Wolfis Dog Team“ veranstaltete ein Event, bei dem Hundebesitzer und die Streunerhilfe zusammenkamen. Der Austausch über Hunde aus schlechter Zucht führte zu großzügigen Spenden zugunsten hilfsbedürftiger Kinder.
  • Hundewanderung mit Pferd: Christiane („Coaching Mensch | Hund“) lud zu einer Wanderung mit Hund und Pferd ein, mit anschließendem Reiterhof-Besuch.
  • Fotowanderung mit Hund: Dana von „Erziehungssache Erlangen“ und eine Fotografin setzten die Hunde der Teilnehmer*innen bei einer gemeinsamen Wanderung in Szene.
  • Spenden-Spaziergang: Kerstin von „Temperamentfell“ organisierte ein gemeinsames Gassigehen mit ihren Kunden und sammelte dabei Spenden.

Die gesammelten Spenden kommen der MUT-Gruppe zugute, einem präventiven Angebot der Frühen Hilfen der Stadt Nürnberg, das sich an junge Mütter und Schwangere bis 25 Jahren richtet. Die MUT-Gruppe bietet diesen Frauen die Möglichkeit, sich untereinander zu vernetzen und unterstützt sie mit fachlicher Beratung bei allen Herausforderungen rund um Schwangerschaft und Muttersein.

Ein besonderes Kunstwerk inspiriert von Hündin Lea

Bei der Spendenübergabe wurde nicht nur Geld überreicht: Künstlerin Michaela Breindl spendete auch ein Kunstwerk in Anlehnung an die Hündin Lea. Lea war ein schwer vermittelbarer Hund im Tierheim, der von Hundetrainerin Christiane Paulus, zugleich Leitung der Landesfachstelle Netzwerk Kinder von Inhaftierten Bayern, betreut wurde. Lea hatte bereits sechs Wochen alleine im Wald verbracht, was zu erheblichen Traumata führte. Die Künstlerin, die das Bild zusammen mit Kindern beim Weltkindertag in Fürth begonnen und später fertiggestellt hat, ließ sich von Leas bewegender Geschichte inspirieren. Das Kunstwerk wird künftig die Räumlichkeiten des Treffpunkt e.V. schmücken und symbolisiert den Wert der Unterstützung – sowohl für Tiere als auch für Menschen.

Spendenzweck: Ein Naturerlebnis-Ausflug für die MUT-Gruppe

Mit der gesammelten Spende finanzierte der Treffpunkt e.V. einen Ausflug der MUT-Gruppe auf den Erlebnisbauernhof Drechsler. Am 10. Oktober 2024 hatten die Kinder gemeinsam mit ihren Müttern die Möglichkeit, Tiere zu füttern, an landwirtschaftlichen Aktivitäten teilzunehmen, Butter zu schütteln, Kutsche zu fahren und einen Tag in der Natur zu genießen. Ziel des Ausflugs war es, den Kindern aus benachteiligten Verhältnissen neue Erfahrungen und Erlebnisse zu bieten, die sie so in ihrem Alltag oft nicht erleben können.

Dankbarkeit für die Unterstützung

Die Leiterinnen der MUT-Gruppe und des gesamten Treffpunkt e.V. zeigten sich überaus dankbar für die Unterstützung durch das Hundetrainernetzwerk Franken. “Diese Spende ermöglicht es uns, den Kindern unserer Gruppe einen unvergesslichen Tag in der Natur zu bieten. Wir sind überwältigt von der Großzügigkeit und dem Engagement des Netzwerks”, Iris Zimny, Leitung MUT.